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Baukultur
Unter Baukultur versteht man die Herstellung von
gebauter Umwelt und den Umgang damit. Baukultur – nicht zu
verwechseln mit Baukunst – bezeichnet also nicht nur
die Architektur, sondern alles Gebaute: Brücken, Straßen,
Tunnel, Verkehrsbauten. Das Thema betrifft nicht nur die
professionellen Planer, sondern alle Menschen, die mit der gebauten
Umwelt konfrontiert werden. Auch die Verantwortung für die
Qualität der gebauten Umwelt liegt nicht allein bei den Fachleuten,
sondern ist eine gesamtgesellschaftliche.
Baukultur in Deutschland
Initiative Architektur und Baukultur
In den letzten Jahren wurde der Begriff Baukultur vor allem im Zusammenhang
mit der Initiative Architektur und Baukultur bekannt, die eine Hebung
des Niveaus der Baukultur anstrebt.
Weitere Informationen
zur Initiative Architektur und Baukultur.
Bundesstiftung Baukultur
Angestrebtes Ergebnis des politischen Prozesses ist die Einrichtung
einer Bundesstiftung Baukultur (analog zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz).
Im April 2003 trat in Bonn zum ersten Mal der Konvent der Baukultur
zusammen. Der Konvent soll ein zentrales Beratungs- und Kommunikationsinstrument
der geplanten Stiftung werden. Auf dem ersten Konvent befassten
sich rund 800 Fachleute mit den wichtigsten Themen der Baukultur
und den Perspektiven von Planung und Architektur in Deutschland.
Konkrete Ergebnisse des Konvents waren ein Bericht und die Wahl
eines Präsidiums. Dieses soll die Gründung der Stiftung
weiter vorantreiben.
Baukultur in Europa
In vielen europäischen Ländern gibt es
seit Jahren eine aktive nationale Architekturpolitik, die politische
und gesetzliche Rahmenbedingungen schafft. Die Regierungen haben
offenbar die Bedeutung der Baukultur realisiert und versuchen mit
verschiedensten Mitteln, diese zu fördern und im Bewußtsein
der Öffentlichkeit zu verankern. Einige Beispiele:
Einzelne Länder
- In Frankreich wurde schon 1977 ein Architekturgsetz
erlassen, dass ein öffentliches Interesse an Architektur
festschreibt. Weitere Gesetze folgten, heute hat Frankreich eine
umfassende Gesetzgebung zur Qualität öffentlicher Bauten.
- Die Niederlande starteten 1987 das Programm Ruimte
voor Architectuur, das die kulturelle Komponente der Architektur
stimulieren und die Qualität heben sollte. Als ein Ergebnis
entstanden wichtige Instituionen (NAI, Berlage Institut), ein
Rijksbouwmeester agiert auf nationaler Ebene als eine Art Supervisor.
- Auch Österreich hat eine international beachtete
Architekturpolitik. Seit 1992 gibt es in der Kunstsektion des
Bundes eine eigene Abteilung für Architektur und Design,
die sich für die Förderung zeitgenössischer Architektur
einsetzt. Außerdem gibt es eine Architekturstiftung, die
von regionalen Architekturforen und Institutionen sowie von Vereinigungen
der Architekten auf bundesebene getragen wird.
- In Finnland ist eine gute gebaute Umwelt als
Staatsziel in der Verfassung verankert. 1998 gab es ein Aktionsjahr,
das vor allem die (Fort)Bildung der Bevölkerung zum Ziel
hatte.
- In Schweden wurden Klauseln in die Gesetzgebung
eingearbeitet, die eine ästhetische Komponente aller Baumaßnahmen
einfordern. 2001 fand in Schweden das "Jahr der Architektur"
mit zahlreichen Kampagnen und Aktionen statt.
Europäische Ebene
Auch auf gesamteuropäischer Ebene gibt es Bemühungen
um die Baukultur: am 27. Oktober 2000 wurde während der französischen
EU-Ratspräsidentschaft eine Resolution zur Qualität der
Architektur verabschiedet.
Das European Forum on Architectural Policies
entstand auf Initiative der finnischen und französischen Behörden
im September 1999. Es stellt eine europäische Plattform dar,
um im Architekturbereich arbeitende Fachleute und Institutionen
zusammen zu bringen und eine europäische Charta zur Architektur
zu entwickeln. Zur Förderung der Baukultur auf europäischer
Ebene ist folgendes vorgesehen:
- Einrichtung eine interministeriellen Organs auf
Europaebene als Ansprechpartner bei der Europäischen Kommission
- stärkere Einbeziehung des Themas Architekturqualität
in die Richtlinien der EU
- Initiierung von Studien zum wirtschaftlichen
Mehrwert durch Architekturqualität.
Bislang fanden drei internationale Treffen mit unterschiedlichen
Schwerpunkten statt, in Paris (10./11. Juli 2000), Rom (13. November
2000) und Stockholm (15./16. Mai 2001). Das niederländische
Berlage Institut hat eine Homepage
als virtuelles Sekretariat, Kommunikations- und Informationsmedium
des Europäischen Forums eingerichtet.
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