Amsterdamer Schule
Mit Amsterdamer Schule bezeichnet man eine Stilrichtung der klassischen modernen Architektur.
Wie die restliche klassische moderne Architektur wird die Amsterdamer Schule als Reaktion auf den Historismus betrachtet. Als Vorläufer der Amsterdamer Schule gilt H.P. Berlage, die führenden Architekten wurden Michel de Klerk, Johan van der Mey und Piet Kramer, die alle bis um 1910 bei Eduard Cuypers gearbeitet hatten.
Als Beginn der Amsterdamer Schule wird das Scheepvaarthuis von Johan van der Mey von 1912 angesehen. Es ist der Prototyp dieses Stils: ein Backsteinbau mit komplizierten gemauerten Mustern, Ziergiebeln, Kunstglas, Schmiedearbeiten, Reliefs und Skulpturen aus Naturstein. Enge Bezüge gibt es zur expressionistischen Architektur. Durch die starke Gliederung haben auch große Gebäude keinen massiven Charakter.
Wichtige Impulse kamen von der Stadt Amsterdam selbst, die 1905 als erste Stadt eine Bauverordnung erließ und van der Mey für die spezielle Position eines 'Ästethischen Beraters' einstellte, um für künstlerische Einheit zu sorgen.
Die meisten Bauten stehen in Amsterdam: 'Plan Zuid' nach einem Entwurf van Berlages, das Olympiastadion (neben 'Plan-Zuid') von Jan Wils, das 'Scheepvaarthuis' von Johan van der Mey, das Wohnhaus in der Spaarndammerbuurt von Michel de Klerk und Schulgebäude u.a. von Cornelis Kruyswijk und Nicolaas Lansdorp. In den Gartenstädten 'Oostzaan' und 'Nieuwendam' in Amsterdam-Noord (u.a. von B.T. Boeyinga) präsentiert sich die Amsterdamer Schule in einer ländlichen Variante. Boeyinga baute einige reformierte Kirchen in diesem Stil. In anderen Städten findet man u.a. Bauten von Willem Marinus Dudok in Hilversum oder Park Meerwijk in Bergen aan Zee. Der Bijenkorf in Den Haag von Piet Kramer (1924-1926) wird als das letzte große Hauptwerk der Amsterdamer Schule betrachtet.
1923 starb De Klerk. Damit hatte die Amsterdamer Schule ihren Höhepunkt überschritten, auch wenn der Baustil in einer vereinfachten Form noch über ein Jahrzehnt fortbestand.
Das Journal Wendingen ('Veränderungen') erschien in den Jahren von 1918 bis 1931 und galt als die Zeitschrift der Amsterdamer Schule.
Seit 2001 gibt es in einem Wohnkomplex von Michel de Klerk am Spaarndammerplantsoen 140 das Museum Het Schip (siehe Bild rechts) , das viele Informationen über die Amsterdamer Schule präsentiert.