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Schloss Versailles

Geschichte

Die Residenz des Sonnenkönigs und seiner Nachfolger

Bild:Schloss-Versailles.jpg|thumb|250px|Das Schloss zum Ende der Regierungszeit Ludwig XIV., Blick über die Höfe zum Corps de LogisLudwig XIV. mochte Paris nicht gern und er liebte das kleine Jagdschloss seines Vaters. Sein Entschluss, den Hof 1682 aus dem Louvre und den uilerien hierher zu verlegen, sollte Frankreichs Geschichte für viele Jahre prägen. Hier konnte er den Regierungsstil entwickeln, der als Absolutismus bekannt wurde. Das Schloss von Versailles wurde zu einer riesigen Bühne, auf der der einzige Schauspieler der König war.Ludwig XIV. wollte weitere Aufstände wie die ronde verhindern, indem er den Adel um sich scharte, ihn streng überwachen ließ, wenn nötig jeder Privilegien beraubte und ihn gleichzeitig mit kostbaren Geschenken und prunkvollen Festen gefügig machte. Um auf der Höhe der Zeit zu sein, den neuesten Moden folgen zu können und um Feste und Jagden zu veranstalten, verschuldeten sich die Aristokraten oder erhielten willkürliche Renten vom König. Das ganze Gebäude war eine einzige Mietskaserne für den Hochadel Frankreichs, der bereitwillig seine Schlösser in den Provinzen verließ, um in der Nähe des Herrschers zu sein. Nur bei Hofe konnten noch Posten und Ämter ergattert werden und wer sich von ihm - dem Sonnenkönig - entfernte, verlor seine Vorrechte. Schon die beiläufige Bemerkung des Königs, man möge sich einige Zeit aufs Land zurückziehen, konnte den gesellschaftlichen Untergang bedeuten.Bild:Ruiterportret Lodewijk XIV.jpg|thumb|150px|left|Reiterbildnis Ludwig XIV., des ?Sonnenkönigs?Aus diesem Grund hielt sich der Stadt- und Landadel so gut wie ständig um seinen König auf, was dafür sorgte, dass zeitweise mehrere Tausend Menschen zugleich das Schloss bewohnten. Das Schloss war fast ständig überbelegt und die Aristokratie, so sie nicht zur königlichen Familie gehörte, hauste zum Teil in engen Dachkammern.Auch Ludwig XV. (Frankreich)|Ludwig XV. residierte in Versailles, ebenso Ludwig XVI. (Frankreich)|Ludwig XVI., so dass das Schloss ab 1682 nur mit kurzen Unterbrechungen fast ständig von der Königsfamilie bewohnt war. Obwohl öfter Ausflüge in die vielen weiteren Schlösser rund um Paris unternommen wurden, blieb Versailles immer Regierungssitz und Mittelpunkt des höfischen Frankreichs. Lediglich nach dem Tode Ludwig XIV. 1715 und der Regentschaft hilipp II. Karl (Orléans)|Philipp II. im Namen von Ludwig XV., der zu dieser Zeit noch ein Kind war, verließ der Hof den riesigen Palast und begab sich vorübergehend nach Saint-Cloud. Das Schloss Versailles ist ein Ort der Geschichte, hier wurden Prinzen geboren, hier starben Könige und Königinnen, Botschafter aus aller Herren Länder gaben sich ein Stelldichein und die berühmtesten Menschen ihrer Zeit gingen ein und aus. 1757 verübte Robert François Damiens|Damiens hier ein Attentat auf Ludwig XV. (und wurde dafür gevierteilt), 1763 gastierte der junge ozart im Schloss.Der Palast war nicht allein dem Adel vorbehalten: in die Räume des Schlosses hatte selbst das gewöhnliche Volk Zutritt, das hoffte, hier einen Blick auf den Hochadel erhaschen und ein Almosen empfangen zu können. Zudem wurde es an ausgewählten Tagen bis in die Speisesäle vorgelassen, um dem Königspaar beim Diner zuschauen zu können. Selbst gewöhnliche Mahlzeiten wurden vor Publikum eingenommen und auch die Niederkünfte der Königinnen waren öffentliche Ereignisse - so sehr, dass Marie-Antoinette während der Geburt des Thronfolgers in Lebensgefahr geriet, als sich zu viele Menschen in ihrem Schlafzimmer aufhielten.

Feste in Versailles

Der einst mächtige Adel wurde unter dem Sonnenkönig an den Hof geholt und die Verwaltungsaufgaben in den Provinzen an Beamte übergeben. Die nun aufgabenlose Aristokratie musste beschäftigt werden und zum Programm von Versailles gehörten prächtige Bälle, Feste und Turniere. Der König selbst veranstaltete regelmäßig Spieleabende in seinen Appartements. Neben den ständigen Banketten, Maskenbällen und Opernaufführungen gab es verschiedene mehrtägige Feste, die durch ihren Prunk und die Anzahl der geladenen Gäste den Ruhm des Königs steigern sollten.Besonders zwei Feste haben den Ruf von Versailles nachhaltig geprägt: bereits 1664 wurden ?Die Vergnügen der verzauberten Insel? in den soeben erweiterten Parkanlagen gefeiert. Das Motto des Festes, die Sage von lcina und der Zauberinsel, war ein überaus beliebtes Thema des Barock. Es war ein Fest, zu dem Jean-Baptiste Lully|Lully und Molière eigens neue Opern und Theaterstücke komponierten und das aufgrund seines ernormen Aufwandes neidvolle Blicke von allen europäischen Höfen auf sich zog. 1668 wurden anlässlich des Erster Aachener Friede|Aachener Friedens ?Die großen Vergnügungen des Königs? veranstaltet. Dieses Fest diente nicht nur den Feierlichkeiten anlässlich des Sieges des Königs, sondern war auch ein Geschenk an seine Mätresse Françoise-Athénaïs de Rochechouart de Mortemart, Marquise de Montespan|Madame de Montespan. Im Rahmen der Veranstaltungen wurde ein Ballett mit mehr als 1.200 beteiligten Schauspielern, Tänzern und Statisten aufgeführt. Die Musik stammte erneut von den Hofkomponisten Lully und Moliére.Bild:Lebr04.jpg|thumb|Marie-Antoinette mit ihren Kindern in ihrem Schlafzimmer, Gemälde von lisabeth Vigée-Lebrun|Mme. Le Brun

Das französische Hofzeremoniell

Schon unter den Vorgängern des Sonnenkönigs gab es strenge itus|Riten zur Verherrlichung der französischen Herrscher. Doch um das Schloss Versailles und Ludwig XIV. wurde eine beispiellose Abfolge von Zeremonien entwickelt. Die Etikette regelte und beschrieb jeden Vorgang, von großen Festlichkeiten und Empfängen bis hin zu so alltäglichen Dingen wie dem Mittagsmahl. Dem König beim Aufstehen, beim Lever behilflich zu sein, ihm einfach nur das Wasser oder das Hemd zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Das System der Etikette wurde auch unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs beibehalten und trägt bis heute zur weltfremden Faszination des Schlosses bei.
  • Ein Beispiel für das strenge, durch und durch geregelte ofzeremoniell ist folgende Anekdote, die sich so und ähnlich über viele Jahre und jeden Tag immer wieder abspielte: ''Die Königin Marie-Anoinette verlässt an einem kalten Wintermorgen das Bett und ihre Kammerfrau Madame Campan hilft ihr beim Entkleiden des Nachthemdes. In dem Moment, als Mme. Campan der nackten Königin ihr Unterhemd reicht, betritt eine Gräfin das Zimmer, das Protokoll verlangt, dass diese erst die Köngin, dann die Kammerfrau begrüßt, welche wiederum der über ihr stehenden Adeligen das Vorrecht einräumen muss, der Königin beim Bekleiden zu helfen. Mit einem Knicks in Richtung Königin nimmt die Kammerfrau das Hemd zurück um es mit einem weiteren Knicks der Gräfin zu geben. In diesem Augenblick öffnen die - stets anwesenden - Pagen die Tür, um eine Prinzessin einzulassen, welcher wiederum die Ehre zusteht, der immer noch nackten Königin behilflich zu sein. Die Gräfin reicht also mit einem Knicks das Hemd
der Kammerfrau zurück, die Kammerfrau reicht das Hemd der Prinzessin. Plötzlich öffnen die Diener erneut die Tür, um eine Schwester des Königs einzulassen und das Spiel beginnt von vorn.''

Während der Revolution

Ludwig XVI. und Marie-Antoinette bewohnten das Schloss samt ihrer Familie und dem Hofstaat bis 789. Für die konstitutionelle Phase der französische Revolution|Französischen Revolution war das Schloss Versailles insofern von Bedeutung, als hier, in der Grande Salle des Menus Plaisirs, am 5. Mai 1789 die Generalstände zusammentraten. Als der König, dem nach der Verfassung die Einberufung und Entlassung der Generalstände zustanden, den Sitzungssaal aus politischen Gründen schließen ließ, zogen die Abgeordneten des Dritten Stands, die sich mittlerweile zur Nationalversammlung erklärt hatten, in das Ballhaus zurück. Dieses diente der Versammlung des Dritter Stand|Dritten Standes nach dem 20. Juni 1789 als Tagungsort, nachdem Ludwig XVI. versucht hatte, die Sitzung des Dritten Standes durch Schließung des regulären Sitzungssaales zu verhindern; bekannt durch den Ballhausschwur am 20. Juni 1789. Am 5. Oktober 1789 zwangen die Poissarden den König und seine Familie, Versailles zu verlassen und nach Paris ins Tuilerien-Schloss zu ziehen.

Nach der Revolution

Nach der Revolution 1789 konnte man das Schloss nur notdürftig erhalten. Seit Ludwig Philipp (Frankreich)|Ludwig Philipp dagegen wurden die Räume wiederhergestellt sowie das Schloss zu einem großartigen historischen Nationalmuseum eingerichtet und mit Büsten, Porträts, Schlachtenbildern und anderen Kunstwerken von vorwiegend historischem Wert ausgeschmückt (darunter Meisterwerke von orace Vernet, Eugène Delacroix, Ary Scheffer, Adolphe Yvon, James Pradier u. a.). In dieser Epoche wurden zudem große Veränderungen im Nord- und Südflügel vorgenommen, Museumsräume in den ehemaligen Appartements eingerichtet und der mittlere Innenhof des Südflügels überdacht und in einen Kongresssaal verwandelt.Bild:1871 Proclamation of the German Empire.jpg|thumb|right|300px|Deutsche Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Schloss Versailles

Deutsches Reich - Frankreich

Das Schloss hatte eine große Bedeutung in der deutsch-französischen Geschichte. Vom 5. Oktober 870 bis 13. März 1871 war Versailles Sitz des großen Hauptquartiers der deutschen Armeen. Nach dem deutschen Sieg über Frankreich im Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses König Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I. von Preußen zum deutschen Kaiser Wilhelm I. proklamiert. Dieser Ort sei von Wilhelm I. bewusst ausgewählt worden, da zahlreiche Deckengemälde aus der Zeit des Absolutismus von Annexionen deutscher Länder unter Ludwig XIV. zeugten, also als symbolische Wiedervereinigung deutscher Länder unter Kaiser Wilhelm I. Die besiegten Franzosen hingegen sahen darin jedoch nur eine Demütigung ihres Königtums.Die Friedenspräliminarien wurden am 26. Februar 1871 in Versailles unterzeichnet. Am 10. März 1871 verlegte die ationalversammlung den Regierungssitz von Bordeaux nach Versailles; erst 1879 wurde er wieder nach Paris verlegt.

Versailler Vertrag

Nach dem rster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg wurde der Waffenstillstandsvertrag, den das besiegte deutsche Kaiserreich unterschreiben musste, dort verhandelt (Vertrag von Versailles|Versailler Vertrag). Diesmal wählten die Franzosen den Ort, um die Deutschen zu demütigen.Die harten Auflagen des Versailler Vertrages (u. a. hohe Reparationsverpflichtungen und Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld) belasteten die junge eimarer Republik sehr. Daher ist die Ansicht weit verbreitet, dass die Folgen des Versailler Vertrages den Boden für den späteren Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland bereitete, ebenso wie damit die fortdauernden deutsch-polnischen Grenzkonflikte entbrannt sein sollen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem weiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg wurde Versailles und sein Schloss eine Stätte der deutsch-französischen Aussöhnung. Davon zeugen die Feierlichkeiten anlässlich der 40. Wiederkehr der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages vom 22. Januar 1963 (2003).1978 verübten Bretagne|bretonische eparatisten einen Anschlag (Terrorismus)|Sprengstoffanschlag auf das Schloss Versailles und richteten dabei einen Millionenschaden an.Heute ist das Schloss mit seinen Gartenanlagen und Parkschlössern für Besucher geöffnet und zählt zu den größten Touristenmagneten Frankreichs. Derzeit finden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt, die voraussichtlich bis 2009 andauern werden.

Personen

Das Schloss Versailles war der Geburtsort folgender Könige:
  • Ludwig XV. (Frankreich)|Ludwig XV.
  • Ludwig XVI. (Frankreich)|Ludwig XVI.
  • Ludwig XVIII. (Frankreich)|Ludwig XVIII.
Außerdem starben hier
  • Ludwig XIV.
  • Ludwig XV.

Versailles als Vorbild

Viele Schlösser und Residenzen des 7. Jahrhundert|17. und 18. Jahrhunderts hatten das Schloss Versailles als Vorbild. Dabei wurde oft - aber nicht immer - die Architektur, besonders aber die Lebensart der französischen Könige und das Konzentrieren des Hofstaats an einem Ort zu imitieren versucht. Beispiele sind u. a.
  • das Schloss Schleißheim
  • das Schloss Herrenhausen in Hannover (siehe errenhäuser Gärten)
  • das chloss Schönbrunn in Wien
  • das Schloss anssouci bei Potsdam
  • das Schloss Wilanow
  • die Würzburger Residenz
  • das Schloss Herrenchiemsee

Literatur

  • J. M.Montclos, R. Polidori Versailles, Könemann, 1996
  • D. v. Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck - eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs, Piper, 1996
  • Burke, Peter Ludwig XIV. Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993.
  • Krause, Katharina Die Maison de plaisance. Landhäuser in der Ile-de-France (1660 - 1730), München, Berlin 1996 (hier werden die Herleitung von V. aus der älteren Bauaufgabe des Landschlosses (Villa, Jagdschloss) und die grundsätzlichen Neuerungen, die dann mit der ständigen Verlegung der Residenz verbunden waren, deutlich. Eine ausgezeichnete Arbeit).
  • Krause, Katharina Wie beschreibt man Architektur? Das Fräulein von Scudery spaziert durch Versailles, Freiburg i. Br. 2002.

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